Lotti Fechenbach verstorben
Das Andenken an den Vater war ihr größtes Anliegen
Detmold/ Dietikon. Die Stadt Detmold trauert um Lotti Fechenbach. Die Tochter von Felix Fechenbach ist im Alter von 88 Jahren am 27. März 2017 in Dietikon in der Nähe von Zürich in der Schweiz verstorben. Das Gedenken gilt auch ihrem Bruder Curt, der zwei Wochen vor ihr in den USA verstorben ist.
Lotti Fechenbach hat in den vergangenen Jahrzehnten in Detmold und Lippe die Erinnerung an ihren Vater zusammen mit der Stadt Detmold, der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit, den Felix-Fechenbach-Schulen in Detmold und Leopoldshöhe sowie der Felix-Fechenbach-Stiftung anlässlich vieler Projekte und Veranstaltungen wach gehalten. „Felix Fechenbachs Gedankengut, sein Kampfgeist und seinen politischen Scharfsinn an nachfolgende Generationen weiterzutragen“, war ihr Anliegen.
Lotti Fechenbach kam mit ihrer Mutter Irma und dem Bruder Curt 1930 nach Detmold. Sie folgten dem Vater Felix, der 1929 die Stelle des Chefredakteurs der sozialdemokratischen Tageszeitung „Volksblatt“ übernommen hatte. Hier, wie zuvor, in Berlin stritt Fechenbach, ein überzeugter Pazifist, für Frieden, Freiheit, Gerechtigkeit und Solidarität und zog sich den Hass der Nationalsozialisten zu. Bevor der jüdische Journalist Fechenbach am 11. März in Schutzhaft genommen wurde, konnte seine Frau Irma mit den Kindern Lotti, Curt und der in Detmold geborenen Hanni über Würzburg in die Schweiz fliehen. Sie überlebten den Holocaust, Felix Fechenbach wurde dagegen am 7. August 1933 auf dem Weg in das KZ Dachau von den Nazis ermordet; nach offizieller Verlautbarung „auf der Flucht“ erschossen.
Bei der Einweihung des Denkmals am Ort der Ermordung im Kleinenberger Wald bei Scherfede im Jahr 1973 war Lotti Fechenbach mit ihrer Mutter persönlich dabei. Die Denkmaleinweihung war der Beginn einer Erinnerungskultur an Felix Fechenbach, die in Schulnamensgebungen (1988 Felix-Fechenbach-Berufskolleg und 1989 Felix-Fechenbach-Gesamtschule Leopoldshöhe) und Straßenbenennungen mündete. Stets hat Lotti Fechenbach, zum Teil gemeinsam mit ihren Geschwistern und ihrer Familie diese Prozesse intensiv begleitet. In besonderer Erinnerung sind dabei das Symposium zum 100-jährigen Geburtstag von Felix Fechenbach 1994 und das große Treffen mit 13 Familienmitgliedern aus Anlass des 70-jährigen Todestages im August 2003 in Detmold. Dabei entstanden viele intensive und freundschaftliche Beziehungen zwischen Lotti Fechenbach, ihrem Mann Max und vielen Menschen in Detmold und Lippe. Das letzte Mal war Lotti Fechenbach mit ihrem Mann Max Wiederkehr und ihrem Enkel Tobias 2013 bei der Ausstellungseröffnung über ihren Vater im gleichnamigen Berufskolleg in Detmold.
„Gute Freunde, fast Vertraute, Wahlverwandte… habe ich in Detmold vorgefunden. Der Kreis schließt sich also und öffnet sich wieder für eine neue, hoffentlich große kraftvolle Bewegung“, wird Lotti Fechenbach bei ihrem Besuch 1994 zitiert. „Diese Hoffnung hat sich auch dank ihres Engagements erfüllt. Wir sind Lotti Fechenbach dankbar, dass sie uns mit ihren Wortbeiträgen und durch ihre Anwesenheit stets unterstützt hat, das Lebenswerks ihres Vaters im Bewusstsein der gegenwärtigen Generation zu verankern“, würdigen Bürgermeister Rainer Heller und Altbürgermeister Friedrich Brakemeier ihre Verdienste um die Erinnerungskultur in Detmold. „Unsere Gedanken sind bei ihrem Mann Max und ihrer Familie.“